Nachbericht von Günter Pomp.
Seit der Flugsaison 2015 hat der Luftsport Verband Bayern (LVB) einen neuen Arcus T von Schempp-Hirth, der auch von den Vereinen gechartert werden kann. Natürlich ist der „Run“ auf den neuen Hochleistungsdoppelsitzer entsprechend und - weil meistens ausgebucht - eine Charterung schwierig.
Laut Kalender war nur die Woche vom 06. Juni bis 12. Juni noch frei, so dass man sich schnell entscheiden musste. Schnell war eine Gruppe Interessierter gefunden, für eine Woche zum Segelfliegen nach Zell am See zu fahren. Günstig war hierbei, dass der Segler am Stillberghof bei Donauwörth am LIMA-Lehrgang des LVB eingesetzt war und somit die Übergabe auf dem Weg stattfinden konnte.
Die Übernahme klappte ohne Probleme und Karl-Heinz nahm das Gefährt an den Haken. Zusammen mit Günter und seinem Ventus ging es ohne Zwischenfälle nach Zell, wo wir gegen 15 Uhr eintrafen.
Bereits vor Ort waren Heinz, Holger und Stefan, die ihre Segler schon aufgebaut hatten. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde der Arcus ausgepackt und aufgerüstet. Das war schon eine etwas schweißtreibende Arbeit, das „20-Meter-Schiff“, trotz abnehmbarer Außenflügel, aufzurüsten. Aber nach einigem Hin und Her konnten wir den Supersegler im Hangar 7 (!) einstellen und haben natürlich gleich die Systeme wie Batterien, Betankung, Motorbedienung, Segelflugrechner u. alles andere gecheckt.
Sonntag, 07.06.:
Es konnte geflogen werden, wenngleich keine Superbedingungen herrschten. Holger und Heinz flogen ihre Mistral‘s, Karl-Heinz und Günter testeten den Arcus T. Die Thermik war anfänglich seltsam und der Einstieg an der Schmittenhöhe, dem Hausberg von Zell, nach einem Schlepp auf 1.300 Meter nicht ohne Probleme. Aber schließlich klappte es doch.
Nach einem längeren Ausflug entlang des sogenannten „Pinzgauer Spaziergangs“ in Richtung Gerlos-Pass kam bei Mittersill der erste Tiefpunkt für die Arcus-Crew. Thermik zu finden war schwierig, geschweige denn diese zu zentrieren. Und so schmolz die vorhandene Höhe immer mehr und es reichte nur noch knapp nach Zell zurück. So wurden die Hangkanten und Gräten abgesucht und letztlich - wozu hat das Flugzeug schließlich einen Motor - der Turbo gezündet. Dies funktionierte einwandfrei.
Allerdings musste das Triebwerk 25 Minuten lang strapaziert werden um wieder Höhe und Anschluss an die Thermik zu finden. Durch dieses Malheur konnte der Flug natürlich nicht voll im OLC gewertet werden, anstelle von 200 Kilometern waren es leider nur 90! Holger trieb seinen Mistral hingegen über 175 Kilometer.
Am Abend entluden sich heftige Gewitter entlang des Salzachtals mit Überflutungen und Murenabgängen als Folge.
Montag, 08.06.:
Kein Segelflugwetter! Überall im Tal standen große Seen vom Unwetter der Nacht. Das Alternativprogramm führte einen Teil der Fliegerschar zum Dokumentationszentrum Obersalzberg bei Berchtesgaden, der Rest wanderte an der Schmittenhöhe.
Dienstag, 09.06.:
Wieder kein Flugtag. Nervig! So wurde mit der Seilbahn zur Schmittenhöhe gefahren und diese erkundet.
Mittwoch, 10.06:.
Endlich wieder Segelfliegen, wenngleich die Bedingungen eher mäßig waren. Heute probierte Holger und Stefan den Verbands-Arcus. Günter flog seinen Ventus und Heinz den Mistral. Die höheren Berge waren in Wolken, der thermisch beste Bereich war das Gebiet um den Hochkönig und der Berchtesgadener Alpen. Weiteres Wegfliegen war uns zu unsicher, so dass wir mehr oder weniger im Gleitwinkelbereich von Zell die Gegend erkundeten.
Donnerstag, 11.06.:
Wieder kein Segelflugwetter wegen Schauer und Gewittern, daher ein Ausflug zu den „Krimmler Wasserfällen“. Ab und zu Regenschauer, gegen Nachmittag und Abend Wetterbesserung.
Freitag, 12.06.:
Der beste Tag der Flugwoche. Durch die heute fällige Übergabe des Arcus in Königsdorf mussten wir jedoch leider schon früher landen um abzubauen und zu verladen.
Die Starts erfolgten verzögert erst um die Mittagszeit, da der Schleppbetrieb nicht optimal organisiert war. Günter im Ventus, Stefan im Mistral und Heinz mit Karl-Heinz im Arcus. Holger kam sogar erst um 13:30 Uhr mit seinem Mistral in die Luft. Das Wetter und die Thermik versöhnten uns mit diesen Problemen. Die Basis stieg auf 3.300 Meter, die Steigwerte pendelten zwischen 2 bis 4 m/sec., teilweise sogar um 5 m/sec. Die Strecken nach Westen zum Zillertal und Dachstein im Osten liefen hervorragend. Auch der Großglockner konnte fliegerisch besichtigt werden. Holger spulte 315 Kilometer mit seinem Mistral herunter, Günter jagte den Ventus mit einem Schnitt von 93 km/h über knapp 300 km.
Nachdem Arcus und Ventus gelandet und verladen waren, brachen Karl-Heinz und Günter nach Königsdorf auf und übergaben gegen 21:30 Uhr dort den Verbandsdoppelsitzer.
Fazit:
Eine gemischte Segelflugwoche, von der sich die Teilnehmer natürlich mehr versprochen hatten. Der fliegerische Erfahrungsschatz konnte trotzdem erweitert und ein interessantes Neuflugzeug in der Praxis kennengelernt werden. Das durchwachsene Wetter tat aber der Stimmung unter den Teilnehmern keinen Abbruch. Bei 10 Starts wurden 32 Flugstunden erzielt und rund 1.530 Flugkilometer zurückgelegt.
Bei Interesse können die Flüge unter folgendem Link nachvollzogen werden:
http://www.lsv-irsingen-hesselberg.de/links